Kunsttherapie im Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe mit Peter BläsiDas Plastizieren gehört zu den künstlerischen Therapien. Beim Plastizieren ergreift der Mensch mit seinen Händen die Materie, den Ton. Hier lässt der Therapeut zuerst frei arbeiten, um dann einen Entwicklungsweg zu finden. Alle diese Übungen haben einen direkten Einfluss auf die gestaltenden Lebenskräfte des Menschen.
Wirkungen und Wirksamkeit künstlerischer Therapie beruhen auf jahrzehntelange Empirie, zu der in den letzten Jahren die akademische Forschung Bestätigung und Differenzierung brachte. Grundlegend ist dabei die Erkenntnis, dass die Prozesse und Gesetze der kulturschaffenden Kunst durch den Menschen (wie Architektur, Skulptur, Malerei, Musik, Gesang, Dichtung) auf diesen zurückwirkt, da er aus ähnlichen Prozessen und Gesetzen erschaffen ist: wie aufrichtender Knochenbau, rhythmisch tätiger Organismus, farbennahe Seelenstimmungen, musikalische Objektivität und geistvoller Selbstausdruck.
Der plastizierende Mensch erlebt sich besonders intensiv in seiner Leiblichkeit und Handlungsfähigkeit. Das Kneten und Formen ist eine Kraftanstrengung, die körperlicher Arbeit entspricht. Materie wird bewegt und Wärme entsteht, Wohlgefühl und Lebensfülle können dabei empfunden werden.
Schon vom Betrachter werden unwillkürlich seelische Gesten von plastisch dargestellten Menschen und Tieren bis ins Körperliche nachempfunden: man denke an die leicht schreitende Aufrechte einer Wasserträgerin, an die Schwere eines schlafendes Tieres, an die rhythmischen Schwünge eines fließenden Wasserstromes. Ist man selber der Plastizierende, ist volles seelisches Einfühlungsvermögen mit der formenden Hand zusammenzuführen, um dem kalten ungeformten Ton einen lebendigen bewegten Ausdruck zu verleihen. Gelingt dies, wird der Ton mit den Händen warm und geschmeidig, der Plastizierende ist bis in die Fingerspitzen gut durchblutet. Er fühlt sich tatkräftig und ist mit seiner seelischen Wahrnehmung ganz auf den Ausdruck der Plastik konzentriert. Der Kopf wird frei und ist an den konkreten gegenwärtigen Moment gebunden.
Das plastische Material hält es aus, wenn Kraft und Wut ausgelassen werden, immer von neuem bewegt und verändert wird. Aber auch kleinste Handformen entstehen leise, warm und vorsichtig in zwei Händen. Wenn Kinder tonen, zeigen sich ganze Landschaften, Schiffe, Tier- und Menschengruppen, die bespielt und verändert werden. Oder im nassen, ganz weichen Ton werden die Hände vergraben und ganz als basaler Sinneseindruck genossen.
Das therapeutische Plastizieren ist für Kinder und Erwachsene geeignet. Die inkarnierende Wirkung des Plastizierens wirkt besonders bei Lockerungszuständen, Angst und Unruhe. Bei Kindern und Jugendlichen können Entwicklungsschritte angeregt und unterstützt werden. Auch ergänzend zur Gesprächspsychotherapie kann das Therapeutische Plastizieren belebend und ergänzend wirken. Sowohl bei psychosomatischen als auch bei psychiatrischen Erkrankungen kann das Erleben und Achten der eigenen Körperlichkeit beim Plastizieren wohltuend sein und die Integrität von Vorstellen, Fühlen und Handeln stärken.
Platonische Körper, Kugel, Oberflächen glätten, große Plastiken, Flechtmotive im Relief
Senkrechte Plastiken z.B. menschliche Gestalt, Gefäße
Darstellung von Tieren jeglicher Art und Haltung , Menschengruppen, Tiergruppen
Schlafende Tierformen, Töpfe, Kopieren nach Barlach, Moore, Michelangelo
Metamorphose-Reihen, Strömungsformen im Relief
Ton ist sehr vielfältig einsetzbar: Der Prozess kann entweder begrenzend, durchlichtend, gliedernd und formend wirken oder belebend, bewegt und dynamisch-phantasievoll. Im Konkreten enstehen dann Plastiken, deren plastische Qualität sich zum Beispiel symmetrisch geordnet oder rhythmisch sich wandelnd oder phantasievoll-chaotisch zeigt.
Außer Tonerde können auch Bienenwachs, Stein und Holz Verwendung finden.
Die Erfahrung von Ausdrucksmöglichkeit und Gestaltbarkeit erleichtert und stärkt häufig im Umgang mit biographischen Krisen und Krankheit.
Indikationen und Kontraindikationen leiten sich, neben der klinischen oder psychotherapeutischen Diagnostik, von der kunsttherapeutischen Diagnostik ab. Für die Durchführung des Therapeutischen Plastizierens ist die Bereitschaft zum künstlerischen Gestalten Voraussetzung. Kontraindiziert wäre die künstlerische Therapie demnach bei mangelnder Bereitschaft oder körperlichen Schwächezuständen. Bei akuten oder posttraumatischen Belastungsstörungen kann Kunsttherapie bei einem in diesem Bereich ausgebildeten Therapeuten hilfreich und unterstützend sein.
Positive Erfahrungen liegen für folgende Störungsbereiche vor:
Im Einbezug der ergänzenden vier- und dreigliedrigen Wesensgliederdiagnostik nimmt der Kunsttherapeut bei jeder Ekrankung eine Köper-Seele-Geist Beteiligung an.
http://www.icaat-medsektion.net/index.php/de/therapie/plastizieren